[ Pobierz całość w formacie PDF ]

der BRD, kann vielleicht der Vorschlag von Ulrich Klug (1993) gelten. Natürlich muss ich zugestehen,
dass meine Durchsicht nicht als vollständig bezeichnet werden kann. (s. Heidelmeyer (Hg.) Die
Menschenrechte, 4. Auflage, 1997, UTB für Wissenschaft, Paderborn.) Eine bessere und tolerantere
Formulierung spricht von Gewissensfreiheit, die den Atheisten einschließen könnte.
75
8.- Weitere Gedanken über Psychoanalyse und Aufklärung
Österreich der Zeit Freuds, wie auch in anderen Epochen, bezeichnet Atheist-Sein nicht
nur die Leugnung der Existenz irgendeines Gottes oder einer Gottheit, sondern geradezu
einen grundsätzlich in jeder Hinsicht gefährlichen Gedanken, der "eine staatszersetzende
Beeinträchtigung von Politik, Sitte und Religion bedeutet" (Ley/Wecklein 1990). A-
theismus wird also überall als subversiv und der Staatszersetzung verdächtig gebrand-
markt. Grund für Kontroversen war und ist in der Ideengeschichte die Frage, ob der A-
theismus juristisch und gesellschaftlich zu tolerieren sei! So wird auch schon 411 Jahre
vor unserer Zeitrechnung das Schriftgut des Griechen Protagoras, wegen seiner ernst-
haften Anzweiflung der Existenz Gottes, öffentlich verbrannt (s. Sandkühler 1990 b).
Aufgeklärt zu sein bezeichnet nicht einen Zustand, sondern eher die Richtung ei-
ner Bewegung, die danach strebt, sich ständig zu klären, und auch akzeptiert, nicht alles
auf einmal erklärt zu haben. In diesem Sinne stimme ich mit dem moslemischen Denker
Sonocak (1995) überein, wenn er schreibt: "Nirgendwo ist der Gedanke der Aufklärung
fragiler als dort, wo schnell gewonnene Erkenntnisse zur Gewissheit werden, wo die
Gewissheit zu herrschen beginnt und die Rätsel an Bedeutung verlieren". Anders ausge-
drückt: Aufklärung hört auf, Aufklärung zu sein, wenn sie nicht die Eigenschaften der
Dialektik bewahrt und in einen Aufklärungsoptimismus verfällt. Auch Kant lässt sich
von einem solchen Optimismus nicht verführen: "...ein Zeitalter aber aufzuklären ist
sehr langwierig" (Kant 1784, von Schröder 1990 zit.).
Zöllner61 (von W. Schmid 1987 zit.) hat 1783 nüchtern und problematisierend
bemerkt, dass die Frage, was Aufklärung ist, eigentlich der Frage, was Wahrheit ist, ent-
spricht "...und noch habe ich sie nirgends beantwortet gefunden!" Derselbe Verfasser
beschreibt Aufklärung folgendermaßen: "Die Aufklärung als Akt: Eine Wiederbelebung
der philosophischen Praxis [gibt] Aufklärung darüber, wo wir stehen, wohin wir gehen,
[ist] eine mühsame Arbeit, untergründig, alltäglich und doch unentbehrlich. Sie setzt E-
nergien frei und ist lebendige Erfahrung, ansonsten ist sie nicht" (s.a. Sontheimer 1980).
Genau betrachtet könnte diese Definition auch für die Psychoanalyse gelten, die ja gera-
61
Zöllner ist einer der Herausgeber der Berliner Monatsschrift, in welcher im Dezember 1783 Kant in
76
8.- Weitere Gedanken über Psychoanalyse und Aufklärung
de eine aufklärerische Methode ist. Einer der Pioniere, welcher die aufklärerischen, der
Psychoanalyse inhärenten Faktoren bearbeitet hat, ist Alexander Mitscherlich (1983a,
1983b), der schwarz auf weiß behauptet: "Aufklärung, als Aufklärung über den Men-
schen, bedeutet also in der zeitgenössischen Formulierung Einsicht in die Abhängigkeit
der 'Willensentscheidungen' von den Vorgegebenheiten der Triebkonstitution und von
den Triebschicksalen, wie sie sich unter den Bedingungen der sozialen Mitwelt gestal-
ten. An die Stelle einer im Menschen sich selbst verwirklichenden Vernunft tritt also der
Versuch, in beharrlicher Analyse zu erforschen, wieviel Vernunft zu zeigen ihm seine
Welt eigentlich gestattet." Die Aufklärung, die die Pschoanalyse betreibt, gelangt nicht
an eine Endstation, sondern ist ein eher endloses Bemühen, die Vernunft maximal zu
erweitern, zu verfeinern und zu stärken, was auch miteinschließt, aufklärerisch an die
Aufklärung heranzugehen. Gleichermaßen spricht man mit Recht von dem Erfordernis,
die Psychoanalyse psychoanalytisch zu reflektieren (s. Cremerius 1987), die Soziologie
soziologisch, sowie auch den Marxismus marxistisch zu beleuchten. Die Aufklärung,
die nicht eine Aufklärung in actu ist, stellt keine Aufklärung dar, sondern nur ein phan-
tastisches Konstrukt. Mitscherlich weist allerdings nüchtern auf folgende Situation hin:
"Aufklärung ist bei uns, neben den in Deutschland heimischen philosophischen Syste-
men, nie so recht anerkannt worden. In der historischen Totalbilanz der letzten 200 Jahre
hat uns rationale Trockenheit dann bitter gefehlt. Hochmut des kaiserlichen Deutschland
und Afterglauben62 des Nationalsozialismus wären uns sonst vielleicht erspart geblieben.
Und auch gegenwärtig steht es um ein Interesse für Aufklärung immer noch nicht sehr
gut". Zeichen unserer geistigen Situation in dieser Zeit weisen eher auf eine Abkehr vom
Rationalismus und eine Wiederentdeckung des Mythischen hin. Die immer wieder bes-
tätigte Schwäche der Vernunft sollte nicht das Tor zur Unvernunft öffnen. Auch ist die
Problematik als solche nicht erledigt, denn es bleibt immer noch die Gretchenfrage of-
fen: "Was ist vernünftig?"
seinem berühmten Aufsatz die Frage "Was ist Aufklärung?" beantwortet.
62
Es steht nicht fest, ob hier ein Druckfehler vorliegt, (Afterglaube anstatt Aberglaube) oder ob [ Pobierz całość w formacie PDF ]

  • zanotowane.pl
  • doc.pisz.pl
  • pdf.pisz.pl
  • grecja.xlx.pl